Richard Münch: Akademischer Kapitalismus: Vom wissenschaftlichen zum ökonomischen Wettbewerb

Richard Münch: Akademischer Kapitalismus: Vom wissenschaftlichen zum ökonomischen Wettbewerb

Akademischer Kapitalismus: Vom wissenschaftlichen zum ökonomischen Wettbewerb

21.09.2017 – HS 102, Kollegienhaus (Petersplatz 1)

 

Vortragender:

  • Richard Münch (Em. Professor für Soziologie, Universität Bamberg)

Inhalt:

Die stark gewachsene Bedeutung internationaler Universitätsrankings und die dadurch geschaffene akademische Champions League führen zusammen mit der globalen Verbreitung von New Public Management zu einer Überlagerung des individuellen wissenschaftlichen Wettbewerbs um genuin wissenschaftliches und symbolisches Kapital, das heißt um Erkenntnisfortschritt und Anerkennung durch die wissenschaftliche Gemeinschaft, durch den institutionellen ökonomischen Wettbewerb von Universitäten um institutionelles Kapital, das heißt um Forschungsmittel, erfolgreiche Forscher, begabte Studierende und Machtpositionen, mit denen sie sich Wettbewerbsvorteile verschaffen können.

Die von Robert K. Merton identifizierten Spielregeln guter wissenschaftlicher Praxis – Universalismus, organisierter Skeptizismus, intellektueller Kommunismus und Uneigennützigkeit – in der Obhut der wissenschaftlichen Gemeinschaft und der einzelnen Fachgesellschaften am autonomen Pol des akademischen Feldes werden durch die ökonomischen Spielregeln des Strebens nach Monopolrenten aus Wettbewerbsvorteilen und Marktmacht am heteronomen Pol verdrängt.

Im Vortrag sollen drei Wesenszüge der Universität in diesem Wettbewerb und ihre Wirkung auf die wissenschaftliche Praxis und die Offenheit der Wissensevolution untersucht werden: die nach Wettbewerbsvorteilen strebende unternehmerische Universität, die auf betriebswirtschaftliches Qualitätsmanagement zielende Audit-Universität und die auf Drittmitteleinwerbung im großen Stil ausgerichtete strategisch planende Drittmittel-Universität.

Video: